Post by Stefan NowakIch glaube, dass man das auch mit einem Stück Gelassenheit sehen kann.
Ich hab mich ja auch in der Vergangenheit schon das eine oder andere mal
angegriffen gefühlt im usenet. Aber seien wir uns ehrlich, wenn man sich
persönlich nicht kennt, da kann man soviel in die andere Person
hineinprojizieren und sich daran aufziehen, da sind Aggressionen fast
schon unvermeidlich.
Richtig, ich hab mich hier diesmal auch nicht so ausführlich
gerechtfertigt, weil ich solch extremen Unmut über das Verhalten einiger
hatte, da hab ich schon schlimmeres erlebt, sondern eher damit keine
Mißverständnisse auftreten und damit ich richtig eingeordnet werde.
Jeder kann dann frei entscheiden, ob er auf meine Postings eingeht oder
nicht.
Post by Stefan NowakFinde ich mutig und gut von Dir. Du hast recht, psychische Krankheiten
oder krankhafte Phasen sind viel weiter verbreitet in der Bevölkerung
als man glaubt. Diese Dinge sind halt noch immer sehr schambesetzt. Die
meisten Leute schämen sich einfach dafür, und glauben, von den anderen
Leuten dafür verachtet zu werden.
Ich vermute auch, daß einige der notorischen Meckerer in den NGs selbst
ähnliche Tendenzen haben könnten und mit ihren Anfeindungen gegen andere
indirekt ihre eigenen Schwachstellen bekämpfen.
Du hast recht, im realen Leben schähmen sich viele für psychische
Erkrankungen, dabei sind das letztendlich genauso organische Störungen
wie z.B. Diabetes oder andere, nur daß die heutige Medizin sie wohl eben
leider organisch noch nicht so genau eingrenzen und behandeln kann.
Wobei ich aber schon gelesen habe, daß man mit speziellen MRTs des
Gehirns Unterschiede in der Aktivität einzelner Neurotransmitter in
verschiedenen Gehirnarealen zwischen Gesunden und Erkrankten feststellen
konnte. Wieweit man da aktuell wirklich ist, weiß ich aber auch nicht.
Außerdem wirds vermutlich selbst wenn man es medizinisch ganz genau
belegen kann immernoch eine Weile dauern, bis die breite Masse der
Menschen es auch als organische Erkrankung anerkennt.
Ich habe mir gesagt, wenn alle sich dafür schähmen und keiner öffentlich
dazu steht, dann wird sich wohl nie etwas daran ändern, wie die
Allgemeinheit solche Erkrankungen sieht.
Was hat man als Erkrankter zu verlieren wenn man dazu steht?
Freunde oder Bekannte die das nicht verstehen und einen dann verachten
sind meiner Ansicht nach dann eh kein großer Verlust.
Im Gegenteil, man sieht oft erst dann, wer ein wirklicher Freund ist
Post by Stefan NowakIch weiss, ich hab ja da auch gewisse Erfahrungen damit. Depressionen
und generalisierte Ängste sind mir auch alles andere als unbekannt. Ich
bin sogar ein leichter Zwängler.
Zb kontrolliere ich vor dem Schlafengehen alle Wasserhähne und alle
kritischen elektrischen Geräte (Herd, Kaffeemaschine zb), ob auch ja
alles abgeschaltet ist. Mittlerweile kann ich aber selber schon darüber
lachen :-) Aber mache es natürlich trotzdem weiter... *g*
Drüber lachen kann ich bei mir über sowas auch manchmal, aber zum lachen
ist es eigentlich nicht. Nach einer gewissen Zeit vergeht einem dann
auch das Lachen drüber meist ganz von selbst.
Vorallem verschlimmern sich viele Dinge im Laufe der Zeit stetig, wenn
man dem nicht einhalt gebietet. Also an Deinem genannten Beispiel mit
der Kontrolle vor dem Schlafengehen, wo anfangs vielleicht ein kurzer
Blick auf die Leuchtdiode eines Gerätes ausreicht, kann es passieren,
daß man irgendwann minutenlang draufstarrt, sieht daß es aus ist aber
sich dennoch nicht davon lösen kann, weil man der eigenen
Sinneswahrnehmung einfach nicht mehr bei einem flüchtigen Blick traut...
Das ist dann wie eine Art Sucht, man will immer mehr Kontrolle und
braucht immer mehr Blicke und Zeit dafür um genauso beruhigt zu sein wie
das letzte mal...
Post by Stefan NowakDa hast Du auch wieder recht. Ich hab ja mitgekriegt, dass Du auch
allein wohnst (wie ich). Das ist einerseits angenehm, weil man immer tun
und lassen kann, was man will.
Andererseits ist es aber auch hart, weil Du fast nie unmittelbare
Ansprechpersonen hast, die Dir den Kopf ab und zu zurechtrücken, was
übertriebene Ängste und Sorgen angeht.
Richtig, ich empfinde es nicht mehr als angenehm, sondern meistens eher
als Last.
Post by Stefan NowakKlar, Zwangsgedanken. Hast Du es schon öfters mal mit der Stop Methode
aus der Verhaltenstherapie probiert? Einfach immer wieder innerlich
(oder äusserlich) "Stop!" sagen, wenn Zwangsgedanken auftauchen, so oft,
bis sie Dich mal eine zeitlang in Ruhe lassen.
Das klappte bei mir bisher leider fast nie.
Post by Stefan NowakKlar, das wichtigste ist ohnehin, dass man einmal eine ganz andere
Lebeneinstellung bekommt. Nämlich dass man das Leben auch einmal
geniessen kann, dass man sich langsam gute und innige menschliche
Kontakte aufbaut, und das man nicht immer nur sachliche und
"problemorientiert" lebt und handelt.
Das kann ich nur unterstreichen!
Post by Stefan NowakNein, das nicht, aber es führt IMHO kein Weg daran vorbei, wenn man im
Endeffekt ein erfülltest und lebenswertes Leben führen will.
Aber nach meiner Erfahrung fährt man sich irgendwann fest und dann wirds
immer schwerer das erfolgbringend zu behandeln, oder der
Behandlungserfolg hält nicht allzu lange...
Ich sehe das Usenet auch nicht als Behandlung, ich erwarte auch kein
Mitleid oder sowas, es ist größtenteils Hobby und Interesse an vielen
Dingen und zum Teil auch erfolgreich bei der Angstbewältigung.
Man lernt teils auch einfach eine ganze Menge dabei.
Post by Stefan NowakAlso früher haben mich Deine Fragen auch das eine oder andere mal
geärgert, aber jetzt wo ich Deine Problematik kenne, finde ich sie immer
öfter erfrischend und irgendwie auch humorig (aber nicht in einer
herablassenden Art und Weise, sondern irgendwie liebenswert naiv).
Stefan, der Grad wieder über das Betreff lächeln musste :-)
Eben damit es nicht zu nervig und langweilig wirkt, versuche ich
manchmal schon ein wenig Humor mit in die Postings einfließen zu lassen.
Gruß, Tom
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