Antwort auf die Nachricht vom Fri, 9 Apr 2004 09:27:13 +0200 von
Post by Micha MartinHallo,
angeregt durch den thread über die Automatik-Uhr (4.4.) die
Frage: Wie sind denn die Trias-Uhren einzuschätzen, die über
ebay für sehr wenig Geld (50-150 Euro) versteigert werden und
der Beschreibung nach Automatikwerke haben.Wo kommen denn so
billige Werke her?
Das ist nicht billig, das sind bis 300 Mark:-(.
Es gibt immer wieder Firmen, die hochwertige Schweizer Werke in
Uhren einbauen. Von Trias habe ich eben bei Ebay Uhren mit
Quarzwerk gesehen; andere mit nicht näher angegebenen
Automatikwerken, und andere mit dem Kaliber (so nennt man das
Werk) Eta 2824-2. Wer als Uhrenliebhaber oder Sammler billig eine
Uhr mit Schweizer Werk kommen möchte, kann die Anschaffung einer
solchen Uhr erwägen. Es gibt mannigfaltige kleine oder
zweitklassige Hersteller, die die tollsten Schweizer Uhrwerke
verbauen. Ich habe selber u.a. eine Uhr einer Marke"Chevalier" mit
einem historisch und technisch sehr interessantem Werk (ich
glaube, es war Peseus 7001), als sie bei der Schließung von Hertie
für wenig über oder wenig unter 100 Mark zu ergattern war. Und
eines der wenigen Stücke unter meinen Uhren, die etwas mehr
gekostet haben, hat ein tolles Schweizer Automatikwerk mit
Kalender usw. und ist von der Hausmarke "Christ" der bekannten
Schmuck-Kette, stammt also ebenfalls von einem Hersteller, der
nicht zu den großen Marken zählt.
Man muß sich natürlich dann im Klaren sein, daß man zwar ein
Original-Werk, aber vielleicht keine erstklassige Uhr bekommt. Bei
der genannten Chevalier habe ich in Kauf genommen, dass das
Gehäuse scharfkantig sowie Zifferblatt und Zeiger grob bedruckt
wie bei einer Spielzeuguhr aus dem Kaugummiautomaten sind.
Darüberhinaus wird das Werk nur im Rohzustand an die
Uhrenhersteller geliefert. Wie die es dekorieren (im Extremfall
die Metallteile roh lassen, im anderen Extremfall mit extra
Schliff verzieren), bleibt denen überlassen. "Schlimmer" noch, die
Zuverlässigkeit und Ganggenauigkeit eines mechanischen Werkes
wird, im Gegensatz zur Quarzuhr, eben nicht vom Hersteller des
Werkes bestimmt, sondern von der Einregulierung, dem Schliff, der
Vervollständigung usw. durch den Verarbeiter. Auch die oben
erwähnte Sammleruhr hat mich irgendwann nochmal einen Hunni bei
einem Uhrmacher von altem Schrot und Korn für die Instandsetzung
und dann die Regulierung in mehreren Lagen gekostet - und der hat
sich, vom Stundenlohn gesehen, damit selber ausgebeutet, was bei
Uhrmachern allerdings Tradition ist.
(Exkurs: Wenn einer für einen Hunni, in Euro gerechnet also 50,
sagen wir mal, zwei Stunden dran sitzt, wenn er vernünftigerweise
ca. 100 Prozent Aufschlag für Geschäftskosten rechnet, wenn er
seinen verbleibenden Stundenlohn noch 100/180stel herunterrechnet
für "lohngebundene Kosten", also das, was beim Arbeitnehmer für
Krankheits- und Urlaubstage sowie Arbeitgeberanteilen zur
Sozialversicherung anfällt, dann hat da jemand mit einer
Meisterausbildung für ca. 12 Euro pro Stunde gearbeitet).
Wer dies alles bedenkt, wer auch nicht mit einer Wertsteigerung
kalkuliert, die bei einer Rolex oder Patek Philippe von Natur aus
eingebaut ist, der mag gerne die Gelegenheit ergreifen, eine
hübsche Uhr mit einem tollen Schweizer Automatikwerk zu kaufen.
Doch Vorsicht, das war schon bei manchem der Einstieg in eine
ruinöse Sammlerlaufbahn;-).
--
Das einzigartige Zeitdokument eines Berliners
(noch in Bearbeitung):
http://www.erinnerungen.forum-rheinland.de
(Wird staendig ausgebaut)